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Filmprojekt 2000/2001

EINE LÄSTIGE GESELLSCHAFT

Video (90min)

Drehorte:
Linz, Mauthausen, Klosterneuburg, Nö - Herzogenburg, Kirchstetten ,Ollersbach, Graz, Berlin, Ravensbrück – Bernburg und Auschwitz.

In Anbetracht der zögerlichen Auseinandersetzung mit dem Zigeunergenozid und dessen Auswirkungen auf nachfolgende Roma - Generationen war es für ARTBRUT -
Marika Schmiedt (geb.1966, Romni, bildende Künstlerin, Filmemacherin) und Claudia Fischer (geb.1965, Filmemacherin) - unumgänglich diesem Thema einen filmischen Beitrag zu widmen.

Der nationalsozialistische Völkermord am europäischen Judentum ist seit Jahrzehnten dokumentiert, nur wenige wissen hingegen vom nationalsozialistischen Genozid an den Roma.
Mindestens eine halbe Million europäischer Roma fielen der Rassenpolitik des dritten Reiches zum Opfer. Dennoch blieb ihnen zunächst der Status als „Rassisch Verfolgte“ verwehrt. Die Stigmatisierung und Verknüpfung der Verfolgungsmotive (Verfolgung aufgrund von „Asozialität“, „Arbeitsscheu“, Kriminalität) brachte ihnen in der Nachkriegszeit und im Rahmen der „Wiedergutmachung“ erhebliche Schwierigkeiten und Nachteile ein.
Mit Argumenten, die der NS-Rassenideologie und -biologie entlehnt waren, wurde die Verfolgung gerechtfertigt und die Einweisung in ein Lager als „kriminalpräventive Maßnahme“ deklariert.
Der nationalsozialistische Massenmord an dieser - erst seit 1993 anerkannten - ethnischen Minderheit wurde tabuisiert und verharmlost. Tradierte Klischees und Vorurteile über die Roma haben deren Platz am unteren Ende der sozialen Hierarchie festgelegt.
All diese Haltungen und „Mechanismen“ richten sich noch immer gegen diese Opfer und sie bilden nach wie vor einen Nährboden für die gesellschaftliche Geringschätzung von "Zigeunern" in unserem Land.
Betreffend das Schicksal der Roma ist deutlicher zu erkennen als in anderen Zusammenhängen, dass die Exzesse der Nazis nur eine Eskalation eben jener Geisteshaltung waren, die auch schon vor 1938 da war und die wir auch noch heute finden. Die von der NS-Propaganda zementierten Vorurteile wirken weiter.

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Marika Schmiedt, eine Romni die ihre Identität bewahrt und dafür Sorge trägt, dass der NS – Völkermord und dessen Auswirkungen nicht übergangen werden und bereit ist in einen Dialog zu treten – nicht durch Assimilation sondern durch Integration.

"Dieses Projekt ist meiner Großmutter gewidmet.

Nichts kann uns die Vergangenheit und die ihr folgende Gegenwart deutlicher vor Augen führen als die Zeugnisse der Überlebenden und die Berichte der Nachkommen von Opfern.

Die Nachforschungen in Bezug auf die Lebens/Leidensgeschichte meiner Familie wurden durch diesen Film dokumentiert.

Meine Großmutter Amalia, geb. 1909, in Korneuburg, als Kind einer österreichischen Lovara Familie wurde 1939 in Graz verhaftet und Anfang 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Auf Grund fragmentarisch erhaltenen Aufzeichnungen weiß man, dass sie 1942, 32-jährig in Bernburg an der Saale ermordet wurde.
Meine Großmutter findet Erwähnung in einem Gedenkbuch! Ravensbrück – Bernburg – Ermordung in der sogenannten „Heil- und Pflegeanstalt“.
Die Landes-, Heil- und Pflegeanstalt Bernburg wurde erst nach dem August 1941 einer der Standorte für die „Sonderbehandlung 14f13“. Die Bezeichnung 14f13 war das interne Aktenzeichen. Dabei stand 14f für den Tod im Konzentrationslager und 13 für den Transport in eine „Euthanasie“ – Anstalt.
Die sogenannte Sonderbehandlung 14f13 gehört zu den bestgehütetsten Geheimnissen der Nazis. Obwohl diese Verbrechen weitgehend unbekannt sind und nicht wirklich enthüllt wurden, werden sie in einigen wissenschaftlichen Darstellungen behandelt (Massentötung durch Giftgas).

Die Folgen der nationalsozialistischen Rassenpolitik bekamen auch die vier (möglicherweise auch mehr) Kinder meiner Großmutter zu spüren.
Sofie, die Erstgeborene, wurde in das KZ Auschwitz deportiert. Im Frühjahr 1944 kam sie ebenfalls nach Ravensbrück. Sie starb 1953, 29-jährig an den Spätfolgen der Lager Haft..
Die damals 2-jährige Tochter Inge überlebte durch Glück. Sie war mit Hilfe der Gadjes, die sie damals Aufnahmen, der Todesmaschinerie entkommen.
Auch die damals einjährige Tochter Margit, meine Mama, überlebte den Holocaust.

Mamas Leben und in weiterer Folge auch meines ist durch die Ausrottung unserer Angehörigen in der NS - Zeit geprägt.
Die Erkenntnisse und das Ausmaß des Holocausts, das Verbrechen des Völkermordes mit seiner Einmaligkeit in der Geschichte wird auch die Identität und das Bewusstsein künftiger Generationen prägen.

Durch die Vernichtung unserer Angehörigen waren zahlreiche intakte Großfamilien, einst Garanten für soziale Sicherheit, zerstört, die Übriggebliebenen vereinzelt. Viele der überlieferten Traditionen waren nicht erhalten geblieben. Familien und Sozialstrukturen wurden irreparabel zerstört. Der NS -Genozid hat zudem den Ethnozid - den Sprach- und Kulturverlust - ausgelöst oder verstärkt.

Diese Vergangenheit ragt in unsere Gegenwart auch wenn sie verdrängt, verzerrt, geleugnet wird, ist sie gegenwärtig.
Uns diesem Familienschicksal zuzuwenden, bedeutet auch, sich der Geschichte des eigenen Landes, und damit der Wirkung dieser Geschichte in der Gegenwart zu stellen . Es bedeutet aber vor allem, diese Frauen, Männer und Kinder dem historischen Vergessen zu entreißen."

>>> demo 2'59 (16,5MB .wmv)

oesterreich-2005

KOOP Rezension

Radio Kaktus
(3,21 MB, .mp3)

Workshop

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