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[KOOP] Eine Lästige Gesellschaft - Der Massenmord an den Zigeunern Sam Mai 15 18:06:47 CEST 2004 [...] Marika Schmiedt, selbst Romni, bildende Künstlerin und Filmemacherin,
will ihre Identität bewahren, mit Klischees aufräumen, den Dialog suchen,
um einen Blick hinter dieses mythenumrankte Gesicht ihres Volkes zu werfen.
„Aber nicht durch Assimilation, sondern durch Integration.“ Mit der Filmemacherin
Claudia Fischer verwirklichte sie 2000/01 ein Filmdokument, dass den Massenmord
an den Zigeunern in Allgemeinen und das Schicksal ihrer Vorfahren im Besonderen
in Erfahrung zu bringen sucht. [...] Dem Film wohnt ein authentischer Charakter inne – die teilweise langatmigen Aufnahmen Marikas, wie sie über die Bücher gebeugt dasitzt, den Finger über die Seiten gleitend und Namen murmelnd – Gespräche mit Augenzeugen, eine ältere Frau, die ihr das Grab ihrer Großmutter zeigt, ehemalige Bekannte der Familie, darunter eine alte Frau, die von ihrem Großvater als schönen Mann erzählt, der so gut auf der Harmonika gespielt habe – die Großaufnahmen der unzähligen Amtsschilder – der Blick aus dem Fenster während der Fahrt nach Deutschland – die bedrückenden Emotionen bei der Besichtigung des KZs Mauthausen, fühlbar durch Marikas unkaschierte Reaktionen – das Wandern über die grünen Wiesen in Mauthausen mit den Ruinen der Baracken, wo Marika jene findet, in die ihre Angehörigen gepfercht waren – der verdunkelte Horizont und sie meint, der Himmel weint, ob dieser Ungerechtigkeit; gibt dem Film besonderen Flair. Die Atmosphäre bei der Veranstaltung [Anm.: am 27.4.'04 in der Galerie Werkstätte NUU] empfand ich als sehr familiär. Man aß zusammen, sah den Film zusammen und schwieg anschließend zusammen. Marika war sichtlich gerührt. Es kam dann doch noch zu einem Gespräch. Marika erzählte, dass sie während ihrer Nachforschungen auf eine Schwester ihrer Mutter stieß und mit ihrer Mutter zusammenführte. Die Begegnung verlief zwar herzlich, weiterer Kontakt wurde aber unterbunden. Die Schwester wollte von ihrer Identität als Romni nichts wissen, ebenso ihre Nachkommen. Am Ende wurde Marika sogar mit Klagen gedroht, sollte sie etwas von dem Filmmaterial, dass sie anlässlich des Treffens zwischen ihrer Mutter und deren Schwester machte, veröffentlichen. Dieser Rasse ist soviel Unrecht widerfahren, dass sie sich ideologisch selbst ausrottet, weil sich viele Roma aus Gründen der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart (die gesellschaftlichen Vorurteile sind noch immer aufrecht und wirken auf Beruf und Leben) nicht zu ihrer Volksgruppe bekennen wollen. Die Ungerechtigkeiten endeten nicht nach dem Krieg – womit ein sehr heikles, stark tabuisiertes Thema in Österreich angesprochen wird – sondern setzten sich in Trennungen von Roma-Kindern von ihren Familien und Internierung in Heimen bis in die frühen 70er Jahre fort, um sie zu sesshaften, adäquaten Staatbürgern zu formen. Das Leben der Roma ist, ob sie sich zu ihrer Volksgruppe bekennen oder nicht, so stark durch Fremdbestimmung determiniert worden und wird es stets, wie kaum eines. Erst allmählich beginnt die Aufarbeitung der verdrängten Traumata. Marika Schmiedts Verbindung zu ihrer Mutter hat dies gut getan. Dieser Film versucht den Genozid zu erfassen, um den Ethnozid – den Sprach- und Kulturverlust – und den Zerfall der Roma-Gemeinschaft an sich zu stoppen. Diese Minderheit sollte in der Gesellschaft endlich entmystifiziert werden, ihr Kulturschatz vor allem auch dem jungen Publikum nähergebracht werden – geschätzt wird dieses herzliche, ausgelassene Volk sicherlich, wenn man ihr nur ein unverfälschtes Gesicht gewährt. Bericht von Michael Kral (KOOP) |
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