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Workshop

FAHRENDES VOLK?

Der lange Nachhall der Vergangenheit.

 

Personelle Durchführung und Gestaltung:

Mag.Simone Katholnig-Schönett,
eine Österreichische Jenische,
1972 in Villach geboren, lebt als Freie Schriftstellerin in Wernberg.
Sie setzt sich mit unterschiedlichen Mitteln für die Bewahrung der jenischen Kultur und die Annerkennung ihrer Volksgruppe ein.
Diplomarbeit: Jenische - eine Annäherung an eine unsichtbare Ethnie, Universität Klagenfurt, 1999;
Roman: „Im Moos“, Verlag Bibliothek der Provinz, 2001.
Ausstellungen und Workshops mit Jugendlichen, Schreibwerkstätten.
Das Thema Fahrende - taucht als Substrat - in allen ihren Arbeiten auf.


Marika Schmiedt,
eine österreichische Romni, 1966 in Traun / Oberösterreich geboren, ist Filmemacherin und bildende Künstlerin, lebt und arbeitet in Wien.
Mit ihren Dokumentarfilmen ist sie in der Jugend und Erwachsenenbildung tätig.

 

Inhalt des Workshops:

Marika Schmiedt, eine österreichische Romni, und Simone Schönett, eine österreichische Jenische, wollen mit diesem Projekt für ein weitgehend undiskutiertes Phänomen sensibilisieren:
Nicht nur die Überlebenden des Schreckensregime der Nationalsozialisten sind mit den nachhaltigen Auswirkungen des Dritten Reiches (auch 60 Jahre nach der Befreiung) konfrontiert. Diese Erfahrungen - und die daraus resultierenden Traumata - sind auch für die Kinder und Enkel jener Menschen präsent, die gemeinhin „Zigeuner“ benannt werden.

Marika Schmiedts Dokumentarfilm „Eine lästige Gesellschaft“ und Simone Schönetts Roman „Im Moos“ bilden die inhaltliche Basis des Projektes.
Beide Zugänge sind eine Art Spurensuche und gleichzeitig eine Spurensicherung der 3. Generation; sie zeigen, wie nachhaltig die industrielle Vernichtung des Fahrenden Volkes auf die Strukturen der sesshaft gemacht Wordenen noch immer wirkt.
Marika Schmiedt zeichnet ein äußerst authentisches, dokumentarisches Bild von der Suche nach Spuren ihrer ermordeten Großmutter. „Eine lästige Gesellschaft“ zeigt die Realität einer jungen Frau, die - wie viele andere auch - ihre Verwandten in der Todesmaschinerie der Nationalsozialisten verloren hat.
Simone Schönett schreibt über eine jenische Großfamilie im Jahr 2000, die das Dritte Reich überlebte, weil sie ihre ethnische Zugehörigkeit verbarg.
In beiden Beiträgen sind die RezipientInnen / Workshop - TeilnehmerInnen mit der Gegenwart konfrontiert, die (aber) nachhaltig von den Erfahrungen der Vergangenheit geprägt ist.
Marika Schmiedt und Simone Schönett sind Vertreterinnen der 3. Generation. Ihre Arbeiten zeigen zwei von vielen Wirklichkeiten, mit denen Roma, Sinti, Jenische in Österreich konfrontiert sind: Die Tatsache, dass ein Großteil der Familie der Großelterngeneration von den Nationalsozialisten ermordet wurde, wie in Marika Schmiedts Film deutlich wird. Und die seltsamen „Auswüchse“, die durch das Verstecken der eigenen ethnischen Identität erwachsen, wie Schönetts Roman verdeutlicht.
In beiden Arbeiten ist die Perspektive jene aus der Sicht der 3. Generation.
Durch das „Nebeneinanderstellen“ dieser beiden Extreme wollen Schmiedt und Schönett die Vielfalt der Auswirkungen des NS-Regimes und seiner Todeslager auf ihre Volksgruppen zeigen.
Aber auch auf die Vorurteile und Diskriminierungen hinweisen, die bis heute der Stereotypisierung von `Fahrenden` oder `Zigeuner` zugrunde liegt.


„Wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren, wir sind die von heute.“
(Rigoberta Menchù)

 

 

Ziele des Projektes:

1. Die Mehrheitsgesellschaft dafür zu sensibilisieren, dass für Roma, Sinti, Jenische (und alle anderen Gruppen, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden) auch 60 Jahre nach der Befreiung die Schrecknisse jener Zeit präsent sind.

2.Volksgruppen-Networking. Ein öffentliches und klares Signal in Richtung Solidarisierung der beiden Volksgruppen setzen.

3. Die Fremdwahrnehmung der Mehrheitsbevölkerung zu schärfen. `Die Zigeuner`, oder Die Fahrenden sind kein monolithisches Ganzes (obwohl in der Mehrheitsgesellschaft meistens so wahrgenommen. Innerhalb des Fahrenden Volkes gibt es (mindestens) eben so viele `Gruppierungen`(politisch, traditionell etc.) wie in der innerhalb der Mehrheitsgesellschaft.

4. Bewusstsein zu schaffen, wie in unserer heutigen Gesellschaft rassistische Vorurteile und Stereotypen - in altem und neuem Gesicht - noch immer präsent sind. Sowie Strategien für politisches Handeln und Zivilcourage im Umgang mit gängigen rassistischen Klischees entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass historisches Wissen und aktuelle Zusammenhänge über den Nationalsozialismus im Besonderen und Genozide im Allgemeinen authentisch - und somit erst begreifbar - am besten von ZeitzeugInnen bzw. deren Nachkommen vermittelt werden.
Indem Historisches Stimme und Gestalt erhält, wird Bewusstsein geschaffen, wie in unserer heutigen Gesellschaft rassistische Vorurteile und Stereotypen - in altem und neuem Gesicht - noch immer gegenwärtig und präsent sind.

 

Zielgruppe(n):

Erwachsene, Lehrende, SchülerInnen Geplante Zusammenarbeit mit dem ÖKS Österreichischer Kultur-Service.

 

Der Ort:

soll ein (weitgehend) entinstitutionalisierter Raum sein, wo neben der Möglichkeit, Erkundungen zur Esskultur durchzuführen, auch Raum für Fotos und historische Schautafeln ist. Infrastruktur für Videoprojektion sollte ebenso gegeben sein, sowie genügend Platz.

 

Ablauf (geplante Aktivitäten):

Ausstellung - Fotos, historische Schautafeln - Geschichte der Jenischen und Roma (Kurzabriss) in Österreich vor und nach 1945.
Aufwärmrunde (Kennen lernen) - unsere Identitäten
Lesung
Filmvorführung
Werkstatt: Umsetzung des Erfahrenen unter Verwendung kreativer Methoden - Creative Writing und bildnerische Mitteln Gemeinsames Kochen
In der jahrhundertealten Tradition der Roma, Sinti, Jenischen gab es keine Trennung von Arbeitswelt, Familie, Freizeit. Sie wurde zwar spätestens 1938 gewaltsam vollzogen, dennoch ist eine „Einheit“ der Lebensbereiche immer noch wichtiger Bestandteil und wird gelebt.
Dieser Tradition folgend wird es in diesem Workshop keine strikte Trennung zwischen „Arbeit“ und „Freizeit“ geben.
Neben den theoretischen Informationen und Bildhaften, neben der Filmvorführung, den Diskussionen, der Lesung und dem kreativen Teil wird demnach auch gemeinsames Kochen eines traditionellen Gerichts, Essen, „feiern“ ein wesentlicher Bestandteil dieses Workshops sein.
Den TeilnehmerInnen wird somit auch die Möglichkeit einer „greifbaren“
Erinnerung an das Phänomen des langen Schattens der Vergangenheit ermöglicht.


Geplante zusätzliche Projektergebnisse:

Der Workshop wird filmisch dokumentiert.

 

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